Wir leben in einer Welt, in der wir ständig Druck und hohen Anforderungen an uns selbst und unsere Arbeit ausgesetzt sind. Stress, Hektik und der Wunsch, immer perfekt sein zu wollen, sowie die Mehrfachbelastungen durch Beruf und Familie haben einen wesentlichen Einfluss auf unseren Hormonhaushalt und den Verdauungsapparat. Wenn unsere Verdauung nicht funktioniert, funktioniert – laut Ayurveda – unsere Hormonproduktion auch nicht!
Dieser ständige Stress erhöht das Vata-Dosha, welches wiederum das Hormonsystem irritiert. Nehmen der Stress und die Belastung nicht ab, verlieren wir langsam aber sicher die Verbindungen zu unserer Intuition, zu unseren individuellen Bedürfnissen und zu inneren Rhythmen, wie dem Menstruationszyklus.
Die Ayurvedische Frauenheilkunde – Striroga
Hormone kennen wir im Ayurveda nicht. Durch ein Hormonungleichgewicht ausgelöste Krankheiten aber schon. Sie werden im Ayurveda durch ein Ungleichgewicht der drei Doshas Vata, Pitta und Kapha beschrieben, die gezielt präventiv und reaktiv behandelt werden können.
Die ayurvedischen Frauenheilkunde Striroga beschreibt viele typische Frauenleiden, die durch einen den weiblichen Bedürfnissen entgegengesetzten Lebensstil sowie eine ungünstige Ernährung entstehen. In dieser Hinsicht ist auch Hormonbalance mit Ayurveda möglich.
Vata wird durch diesen unsteten Lebensstil erhöht und nimmt negativen Einfluss auf unsere Verdauungskraft. Als Folge davon ist unser Stoffwechsel gestört und kann nicht mehr optimal für uns arbeiten. Dabei ist ein intaktes Verdauungssystem Schlüssel zu unserer Gesundheit und zu innerer Zufriedenheit!
Die individuelle Konstitution im Ayurveda
Doch was ist eigentlich dieses Vata-Dosha? Vielleicht habt ihr schon einmal von den drei Doshas Vata, Pitta und Kapha gehört, die im Ayurveda die individuelle Konstitution beschreiben. Doshas sind dynamische Funktionsprinzipien, die unsere körperlichen und geistigen Eigenschaften und unsere Gesundheit bestimmen und beeinflussen. Darum werden auch hormonelle Störungen, wie alle anderen Krankheiten im Ayurveda, als Störung der Doshas beschrieben und behandelt.
Jeder Mensch hat eine individuelle Konstitution (= Zusammensetzung der drei Doshas im Körper), die, wenn das Verhältnis im (individuellen) Gleichgewicht ist, für Gesundheit und Glück sorgt. Verschiebt sich das Gleichgewicht aber, entstehen auf lange Sicht Krankheiten. Mehr zu den Doshas kannst du hier lesen.
Jeder Mensch hat eine individuelle Konstitution. Im Ayurveda werden diese durch die 3 Doshas beschrieben.
Die Doshas: Vata, Pitta und Kapha
Vata bezeichnet im Ayurveda das Bewegungsprinzip im menschlichen Körper und besteht aus den Elementen Äther und Luft. Das Vata-Prinzip ist also Luftigkeit und Beweglichkeit. Der Hauptsitz von Vata in unserem Körper ist der Dickdarm. Außerdem ist Vata auch eng mit unserem Nervensystem verbunden.
Pitta ist in unserem Körper das Energieprinzip bzw. das Umsetzungsprinzip. Pitta besteht aus dem Element Feuer (Agni) und hat in unserem Körper seinen Hauptsitz im Dünndarm. Pitta hat eine enge Verbindung zu unserem Drüsen- und Enzymsystem – also zum Stoffwechselprinzip im Körper. In seinem Hauptsitz, dem Dünndarm, sorgt es dafür, dass unsere Nahrung verdaut und aufgespalten werden kann.
Kapha ist das Stabilisierende Prinzip und besteht aus den Elementen Erde und Wasser. Sein Hauptsitz ist im Brustbereich und es ist eng mit unseren Lymph- und Immunsystem verbunden. Außerdem ist es wesentlich an der Formbildung unsere Körpers beteiligt, über das Skelett und die Zellstruktur.
Der weibliche Zyklus aus ayurvedischer Sicht
Auch wenn der Ayurveda im klassischen Sinne keine Hormonellen Störungen kennt, wurde der weibliche Zyklus in den Texten sehr genau beschrieben:
1. Zeit der Blutung (3-7 Tage): wird reguliert von einer der Unterarten von Vata (apãna-vata) und ist für die Abwärtsbewegung und Ausscheidungsfunktion zuständig
2. Die Zeit nach der Blutung bis zum Eisprung (12-16 Tage): in dieser Phase ist Kapha dominant und sorgt dafür, dass genügend Schleimhaut aufgebaut wird, damit eine Befruchtung stattfinden kann.
3. Übergangsphase Einsprung bis Menstruation (10-12 Tage): in dieser Phase ist Pitta dominant, es sammelt sich Blut im Uterus, welches dann mit Hilfe von apãna-vata in Phase 1 ausgeschieden wird. In der dritten Phase finden die meisten Transformationen statt.
Die Menstruation ist aus ayurvedischer Sicht ein Reinigungsprozess, innerlich und äußerlich. Es wird überschüssige Hitze (Pitta) aus dem Körper geleitet. Das soll uns vor Infektionen schützen. Besonders wichtig ist diese Schutzfunktion für Frauen, die Geschlechtsverkehr haben, da durch die Spermien auch immer Keime eindringen können.
Nehmen Frauen die Pille und haben dadurch keinen Zyklus mehr, oder wenn die Pille durchgängig genommen wird und auch keine Abbruchblutung mehr stattfindet, ist diese Schutzfunktion nicht mehr gegeben. Dann sind Frauen auch anfälliger für Pilz- oder Bakterieninfektionen, z.B. auch die Blasenentzündung.
Hormonbalance mit Ayurveda – Vata als Ausgangspunkt für hormonelle Störungen
Erkrankungen der weiblichen Geschlechtsorgane werden im Ayurveda in erster Linie mit einem zu hohen Vata in Verbindung gebracht:
Without the aggravation of vata, the vagina does not get disordered in women, hence it should be treated before pitta and kapha. – Astanga Hrdayam
Ein zu hohes Vata ist also der Ausgangspunkt für hormonelle Störungen im Ayurveda. Ist Vata zu hoch, sind die normalen Prozesse wie Zyklus, Menstruation und Hormonherstellung gestört.
Zu hohes Vata entsteht unter anderem durch
- Stress
- ein unstetes, unregelmäßiges Leben
- Reisen
- Schlafmangel
- Kälte
- Trockenheit
- zu wenig gesunde Fette.
Die Produktion das Stresshormons Cortisol hat immer Vorrang vor der Produktion von Geschlechtshormonen und darum kann sich gerade bei Frauen die eine Hormonstörung haben, Stress und eine fettreduzierte Ernährung negativ auf die Hormonbildung auswirken, da Cholesterin ein Ausgangspunkt für die Hormonbildung ist.
Dennoch können auch die anderen beiden Doshas, Pitta und Kapha gestört sein, da diese durch ein erhöhtes Vata vermehrt werden. In der ayurvedischen Therapie sollte darum immer Vata reduziert, bzw. mit-therapiert werden.
Ausbleibende oder abgeschwächte Menstruation
Eine bei uns heute sehr häufige Störung der Gebärmutter ist das Ausbleiben der Periode. Bleibt die Periode ganz aus oder ist extrem schwach (auch ohne Einnahme der Pille), wird das im Ayurveda als Vata-Störung beschrieben. Apãna-vata blockiert den Fluss des Menstruationsblutes, was zu starken Schmerzen im Unterleib führen kann.
Vata zu senken, wäre hier der erste Schritt, um den Menstruationsfluss anzuregen und Schmerzen zu lindern.
Hormonbalance mit Ayurveda – Ernährungsempfehlungen bei zu schwacher oder ausbleibender Blutung
Süß, erhitzend und Vata-regulierend sollte die Ernährung bei schwacher oder ausbleibender Blutung sein.
Dabei helfen eine fettreiche, nahrhafte Ernährung mit viel:
Außerdem süße und erhitzende Gewürze wie:
Bei Hülsenfrüchten sollte nur auf Mung Dal zurückgegriffen werden, da bei einem zu hohen Vata oft die Verdauung (Agni) geschwächt ist. Andere Hülsenfrüchte würden dann zu Verstopfungen und/oder Blähungen führen. Dasselbe gilt auch für Fleisch, das nur bei starker Verdauungskraft gegessen werden sollte.
Besondere Empfehlungen:
- Buttermilch mit Hing, schwarzer Pfeffer und Ajwain nach jedem Essen
- Papaya als Dessert, stimuliert die Verdauung
- Kreuzkümmel- und Fenchel-Tee zum Essen reinigt die Gebärmutter und fördert die Menstruation
- Ab der Mitte des Zyklus täglich 1 TL gemahlene Bockshornkleesamen mit braunem Zucker und Ghee essen
- Rettich, Rote Beete, Kohl und Spinat, gewürzt mit Zwiebeln, Knoblauch, Hing, und Kreuzkümmel bevorzugen
Zudem sind ist für die Hormonbalance mit Ayurveda Entspannung, regelmäßige warme und gekochte Mahlzeiten, Routinen, Yoga, Meditation, und viel Wärme wichtig (z.B. Wärmflaschen, Sauna, Dampfbad, Baden, etc.).
Menstruationsfördernde Heilpflanzen
In der Ayurveda-Heilkunde bietet einen großen Schatz von Ayurveda-Heilkräutern für jede Art von „Frauenleiden“.
Zu den menstruationsfördernden Heilpflanzen zählen scharfe bis bittere Pflanzen, die eine Stauung des Blutes beheben. Man unterscheidet zwischen erhitzenden Pflanzen (z.B. Hing, Rosmarin, Angelika, Beifuß) und kühlenden Pflanzen (Schafgarbe, Rosenblüten, Kamille), die bei Vata- (erhitzend) oder Pitta- (kühlend) Störungen eingesetzt werden.
Was individuell eingenommen werden soll, muss auf jeden Fall mit einem Therapeuten besprochen werden, da auch natürliche Mittel Nebenwirkungen verursachen können.
So dürfen Frauen, die unter Zysten, Myomen oder Tumoren leiden, auf gar keinen Fall Shatavari einnehmen, da dadurch das Wachstum dieser nur noch angeregt wird.
Frauen, die unter starkem Stress stehen und auch unter Schlafstörungen und einem schwachen Immunsystem leiden, sind mit Ashvaganda gut beraten, allerdings nur, wenn keine Pitta Störung vorliegt. Auch hier ist wieder eine individuelle Beratung durch einen Therapeuten nötig, um der Hormonbalance mit Ayurveda wirklich näher zu kommen!
Hormonbalance mit Ayurveda: Menstruationsfördernder Tee
Pro Tasse 1-2 TL der Mischung mit heißem Wasser übergießen und 10 Minuten ziehen lassen. 3x tägl. 1 Tasse zwischen den Mahlzeiten trinken.
Dieser Tee sollte über mehrere Wochen regelmäßig getrunken werden, bis die Menstruation wieder einsetzt.
Zysten und Myome im Ayurveda
Auch Zysten und Myome entstehen laut Ayurveda durch ein Dosha-Ungleichgewicht. Hier ist wieder ein zu hohes Vata das hauptverursachende Dosha, welches zusätzlich Kapha vermehren kann. Denn Kapha ist für das unnatürliche Wachstum vom Zysten und Myomen verantwortlich.
Myome und Zysten können im Ayurveda durch Ernährung, Heilkräutern und Panchakarma-Therapie unterstützend behandelt werden. Es gibt aber auch vieles, was man als Frau generell tun kann, um gesund zu bleiben:
Auf Psychoemotionale Ebene finden wir auch eine Ursache: Myome und Zysten repräsentieren Kreativität, die die Frau nie ausgedrückt/ausgelebt hat. Wir sollten darum neue Wege finden, um kreativ zu werden.
Hormonbalance mit Ayurveda – Ernährung bei Zysten und Myomen
Bei Myomen und Zysten ist neben Vata auch das Kapha-Dosha erhöht, welches das Wachstum der Tumore und Zysten fördert. Darum muss die Ernährung hier auf eine Kapha reduzierende Diät umgestellt werden, die aber Vata nicht erhöht. Das schaffen wir durch viele bittere, zusammenziehende und leicht scharfe Nahrungsmittel:
Dabei muss darauf geachtet werden, dass Vata nicht erhöht wird:
Reinigende Kräutermischung (Gebärmutterreinigung)
Pulver aus:
In einer Tasse die Pulvermischung mit heißem Wasser übergießen und zugedeckt 5 Minuten ziehen lassen. Vor dem Trinken nochmal durchmischen und dann abseihen. 2 Tassen täglich vor dem Essen trinken.
Die wichtigsten Gewürzmischungen für Zysten und Myome:
Myome: Ajwain, Bockshornklee (Methi), Hing (Asafoetida), Kreuzkümmel (Cumin), Kurkuma
Zysten: Bockshornklee (Methi), Ingwerpulver, Kurkuma, Pippali
Der Ayurveda empfiehlt bei anhaltenden Beschwerden eine ayurvedische Reinigungskur – Panchakarma durchzuführen, um die vermehrten Doshas auszuleiten und wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Darüber hinaus ist die tägliche Lebensweise ausschlaggebend für die Gesundheit der Frau. Nur wenn wir jeden Tag aufs Neue gesunde Entscheidungen für uns treffen, können wir gesund bleiben.
Schaffen wir es so, wieder einen Zugang zu unserer Weiblichkeit, zu unseren eigenen Bedürfnissen und unseren natürlichen inneren Rhytmen zu finden, wird sich unser Hormonsystem ausbalancieren und unsere Zufriedenheit auf lange Sicht wieder einstellen.
Über Jana
Das indischen Medizinsystems Ayurveda begeistert Jana schon seit vielen Jahren und Sie konnte mit dessen Hilfe das eigene Wohlbefinden und ihre Gesundheit wesentlich verbessern. Die Liebe zu Ayurveda und der Wunsch, anderen Menschen auf natürliche Weise zu helfen führte dazu, dass Jana 2017 die Ausbildung zur Ayurveda Ernährungs- und Gesundheitsberaterin startete, die sie Anfang 2020 abschließen wird. Auf Ihrem Blog Apple und Ginger schreibt Sie seit 2 Jahren über ayurvedische Ernährung und im nächsten Jahr wird Sie zusätzlich auf Feel Good Ayurveda individuelle ayurvedische Gesundheitsberatung anbieten.