Ich hatte es: Das Polyzystische Ovarialsyndrom (kurz PCO-Syndrom oder PCOS). Es ist eine Erkrankung, die Frauen im Alter von ca. 13 bis 45 Jahren betreffen kann.
Meist ist die Diagnose ein Schock. Für einige mag sie auch Erleichterung sein, da sie endlich wissen, weshalb sie unter all den Symptomen leiden: Zysten, unregelmäßige Menstruationszyklen, Akne, Haarausfall, Unfruchtbarkeit und Gewichtszunahme.
Dieser Artikel erklärt dir genau, was das PCO-Syndrom ist, was seine Ursachen sind und welche Behandlungsmethoden es für dich gibt.
Mach den Check: Finde mit meinem Hormon-Selbsttest heraus, ob PCOS hinter deiner Zyklusstörung stecken könnte.
1. Was ist PCOS?
Das PCO-Syndrom ist eine der häufigsten Hormonstörungen von Frauen im gebärfähigen Alter. Experten schätzen, dass 5-10% aller Frauen vom polyzystischen Ovarialsyndrom betroffen sein könnten.1 Tendenz steigend.2
PCOS bedeutet, dass die Follikelreifung in den Eierstöcken gestört ist. Dies kann man meist auch in einem vaginalen Ultraschall beobachten, in welchem die polyzystischen Ovarien sichtbar werden.
Der medizinische Begriff Polyzystisches Ovarialsyndrom bedeutet übersetzt: Viele (poly) Zysten an den Eierstöcken (Ovar).
Durch diese Follikelreifungsstörung kommt es bei Frauen mit PCOS häufig zu einem Ausbleiben der Periode und/oder verlängerten Zyklen.
Das bedeutet, dass die Periode nicht jeden Monat pünktlich und in regelmäßigen Abständen eintrifft. Viel eher warten PCOSlerinnen oft mehr als 35 Tage auf die nächste Monatsblutung. So kommt es viel seltener zu einem Eisprung und das Risiko einer Unfruchtbarkeit steigt.
Man spricht von einem “normalen” weiblichen Menstruationszyklus, wenn die Periode in Abständen von 21 bis 35 Tagen eintritt. Kleine Schwankungen innerhalb dieses Fensters gelten als normal und kommen sehr häufig vor.3 Kürzere oder längere Zyklen können auf eine Hormonstörung, wie das PCO-Syndrom, hinweisen.
Da die Follikelreifung (Heranwachsen der Eibläschen) bei PCOS in den Eierstöcken beeinträchtigt ist, kommt es zu einer Umwandlungsstörung der weiblichen Geschlechtshormone. Hier werden nun vermehrt männliche Hormone, wie Testosteron, gebildet.
Diese vermehrten männlichen Hormone (Androgene) bewirken bei vielen Frauen mit PCOS ungeliebte Symptome. Diese reichen von Akne bis hin zu Haarausfall und vermehrter Körperbehaarung.
Da der Eisprung bei PCOS oft ausbleibt, fehlt den Frauen sehr häufig das weibliche Geschlechtshormon Progesteron, welches nur nach dem Eisprung gebildet wird. Das erschwert vielen Paaren, einen Kinderwunsch auf natürlichem Wege zu realisieren.
2. Symptome: So erkennst du das PCO-Syndrom
Das polyzystische Ovarialsyndrom verursacht viele unterschiedliche Symptome. Nicht alle Symptome treten bei jeder PCOS-Patientin auf. Auch können Symptome in unterschiedlicher Ausprägung auftreten. Sehr häufig auftretende Beschwerden bei PCOS sind:
- Zyklusstörungen (z.B. das Ausbleiben der Periode und/oder des Eisprungs)
- funktionelle Zysten an den Eierstöcken
- Haarausfall
- vermehrt männliche Körperbehaarung (Hirsutismus)
- Akne und Hautunreinheiten
- dunkle Hautverfärbungen (z.B. im Nacken und/oder unter den Achseln)
- fettige Haut und Haare
- Unfruchtbarkeit und unerfüllter Kinderwunsch
- Psychische Probleme (z.B. Depression und Angststörungen) 4
Erhöhte männliche Hormone sind die Ursache vieler PCOS-Symptome
Durch die Follikelreifungsstörung bei PCOS entstehen in den Eierstöcken sogenannte funktionelle Zysten. Diese produzieren vermehrt männliche Hormone, welche für die Vielzahl der PCOS-Symptome verantwortlich gemacht werden können. Der Überschuss an Androgenen triggert z.B. Haar- und Hautzellen und verursachen so fettige und unreine Haut, Haarausfall5 und dafür vermehrten männlichen Haarwuchs an Kinn, Brust und Bauch.
Eine weitere Folge sind massive Zyklusstörungen. PCOSlerinnen sehen sich häufig mit einem sehr langen Zyklus konfrontiert. Viele Frauen berichten ebenfalls, dass, wenn sie mal bluten, die Periode für mehrere Wochen anhält.
Verursachen die Zysten an den Eierstöcken Unterleibsschmerzen?
Unterleibsschmerzen kommen beim PCO-Syndrom eher selten vor und sind kein typisches Symptom von PCOS. Die Zysten an den Eierstöcken sind sogenannte funktionelle Zysten, die aufgrund der Follikelreifungsstörung auftreten. Sie unterschieden sich jedoch prinzipiell von “echten” Zysten, welche wiederum oft schmerzhaft sind. Mehr zu den verschiedenen Arten von Zysten kannst du in meinem Podcast nachhören.
Warum fällt es so schwer, bei PCOS abzunehmen?
Durch das Hormonungleichgewicht leiden viele Frauen mit PCO-Syndrom an Übergewicht und oft unerklärlicher Gewichtszunahme.
Grund hierfür ist häufig eine zugrundeliegende Insulinresistenz (siehe auch metabolisches Syndrom). Diese Zuckerstoffwechselstörung kann zu einer Gewichtszunahme führen und es besonders schwer machen, erfolgreich Gewicht zu verlieren. Häufig ist dies auch ein Grund, weshalb Frauen mit PCOS müde und erschöpft sind.
Häufiger als gedacht, kommt das PCO-Syndrom mit einer Östrogendominanz. Diese begünstigt ebenfalls eine Gewichtszunahme. Das weibliche Geschlechtshormon Östrogen fördert die Fetteinlagerung an Hüften, Beinen und Armen.
3. Selbsttest: Könntest du PCOS haben?
Störungen im weiblichen Zyklus können viele verschiedene Ursachen haben. Das PCO-Syndom ist eine mögliche Ursache, weshalb dein Zyklus aus der Reihe tanzt.
Aber auch andere Hormondysbalancen können der Grund für deine Zyklusunregelmäßigkeiten sein. So z.B. eine hypothalamische Amenorrhö.
Finde mit meinem Online-Hormon-Selbsttest heraus, welche Hormonstörung hinter deiner Zyklusstörung stecken könnte. In weniger als 5 Minuten bekommst du, ohne aufwendige Blutabnahmen, eine erste unkomplizierte Einschätzung, die dich keinen Cent kostet.
4. Diagnose
Der medizinische Begriff Polyzystisches Ovarialsyndrom kann in die Irre führen, da nicht alle Frauen mit PCOS Zysten vorweisen müssen. Genauso kann es zu einer vorschnellen PCOS Diagnose kommen, wenn die Ärztin sich lediglich die Eierstöcke anschaut und auf eine Analyse der Hormone im Blut verzichtet. Aus diesem Grund wollen wir uns erstmal die Thematik der Diagnose des PCO-Syndoms etwas genauer anschauen:
Diagnose des PCO-Syndroms nach den Rotterdam Kriterien
Die Rotterdam Kriterien sind die gängigsten Kriterien, die von Ärzt*innen herangezogen werden, um eine PCOS-Diagnose zu stellen.
In der Regel wird eine Frau dann mit dem polyzystischen Ovarialsyndrom diagnostiziert, wenn mindestens zwei der folgenden drei Kriterien zutreffen:
- eine unregelmäßige oder ausbleibende Periode
- Polyzystische Ovarien (mehrere Follikel, welche sich wie eine Perlenkette in den Eierstöcken aneinanderreihen)
- erhöhte Androgen-Werte (Laborwerte mindestens eines männlichen Hormons, z.B. Testosteron, sind erhöht) oder es liegen Symptome vor, die auf erhöhte männliche Hormone schließen lassen (z.B. Akne und starke Körperbehaarung)
Diese Kriterien wurden im Jahr 2003 festgelegt. Von einigen Experten werden die Rotterdam Kriterien allerdings als unzureichend eingestuft. Auch meine jahrelange Erfahrung als Hormon- und PCOS Coach zeigt, dass diese Kriterien häufig zu fehlerhaften PCOS-Diagnosen führen können.
Eine ausbleibende Periode und Zysten an den Eierstöcken allein, bedeuten noch kein PCOS
Jeden Monat reifen mehrere Eibläschen in den Eierstöcken einer gebärfähigen Frau heran.
Wenn eine Frau ganz normal dem Eisprung näher kommt, werden die Eierstöcke bis zu 12 heranreifende Follikel beinhalten (bzw. bis zu 25 Eibläschen bei Jugendlichen).
Diese kann die Ärztin fast in jedem gesunden Zyklus im Ultraschall sehen. Nur eines dieser Follikel wird jedoch zur vollen Größe heranreifen und dadurch die Restlichen in ihrer Entwicklung für diesen Zyklus unterdrücken.
Jeden Monat reifen neue Eibläschen heran, welche wieder resorbiert werden. Das Vorhandensein dieser Follikel muss also noch kein Grund für PCOS sein. Bei PCOSlerinnen allerdings wird keines der Eibläschen dominieren, es kommt nicht zum Eisprung und somit werden auch die restlichen Eibläschen nicht in ihrem Wachstum gehemmt. Stattdessen werden alle Eibläschen noch ein bisschen wachsen und dann in den Eierstöcken als unentwickelte Eibläschen zurückbleiben und im Ultraschall sichtbar sein (wie eine Perlenkette). Erst dann werden sie offiziell Zysten genannt.
PCOS-Diagnose nach der “Androgen excess and PCOS society”
Die „Androgen excess and PCOS society“ hat im Jahr 2009 neue Kriterien veröffentlicht, bei denen Hyperandrogenämie (Erhöhung der männlichen Geschlechtshormone) im Vordergrund steht. Es wird ausdrücklich darauf hingewiesen, dass das Polyzystische Ovarialsyndrom eine hyperandrogenämische Erkrankung ist.
Daraus ergibt sich, dass alle der folgenden drei Kriterien zutreffen müssen, damit PCOS diagnostiziert werden kann:
- mehrere Zysten an den Eierstöcken und/oder ausbleibender Eisprung
- klinische und/oder biochemische Hinweise auf Hyperandrogenämie (Laborwerte weisen erhöhte männliche Hormone auf und/oder es gibt klinische Symptome, wie Hirsutismus oder Akne)
- Ausschluss anderer Erkrankungen, die erhöhte männliche Hormone zur Folge haben (z.B. Androgenitales Syndrom, kurz: AGS)
Aus diesem Grund sollte Dein*e Ärzt*in immer sowohl Deine Hormone im Blut als auch klinische Symptome auf erhöhte männliche Hormone, zur Untersuchung heranziehen.
Eine Diagnose des PCO-Syndroms anhand des Ultraschalls ist nicht ausreichend!
Typische Hormonwerte des PCO-Syndroms
Oft gibt es für das PCO-Syndrom sehr typische Hormonwerte, welche eine genaue Diagnose zulassen. Folgende Laborwerte werden bei PCOS-Patientinnen immer wieder beobachtet:
- mindestens ein männliches Hormon ist erhöht (zu den männlichen Hormonen zählen: Testosteron, Androstendion, Dihydrotestosteron (DHT) und DHEA-S.
- Östrogen ist normal bis erhöht.
- LH ist fast immer größer als FSH (daher ergibt sich ein LH/FSH-Quotient größer 2).
- Progesteron ist zu niedrig, da selten oder keine Eisprünge stattfinden.
- Sexualhormon-bindendes-Globulin (SHBG) ist oft niedrig.
- Anti-Müller-Hormon (AMH) ist normal bis erhöht.
Ausschlaggebend für eine Diagnose sollten vorrangig die männlichen Hormone sein. Es kommt vor, dass die Diagnose PCOS gestellt wird, obwohl die männlichen Hormone in der Norm sind. Als Grundlage wird dann oft ein erhöhtes Anti-Müller-Hormon herangezogen und/oder ein erhöhter LH/FSH-Quotient. Oft sind diese Hormonwerte isoliert betrachtet nicht aussagekräftig genug, um eine eindeutige PCOS-Diagnose zu fällen.
Lerne mehr über deine Laborwerte und die richtige Diagnose in meinem umfangreichen Diagnose-Guide.
5. Ursachen: Warum habe ich PCOS?
Die Ursachen für die Entstehung von PCOS können vielfältig sein und sind teilweise auch vom PCOS-Typen der Frau abhängig. Sie gelten aber noch nicht als vollständig geklärt. Es wird vermutet, dass die Veranlagung, PCOS zu entwickeln, vererbt wird.
Das bedeutet jedoch nicht, dass man nichts gegen den “Ausbruch” von PCOS in der Hand hätte. Hier spielen unterschiedliche Risikofaktoren eine Rolle, die sich aus einem ungünstigen Lebensstil ergründen.
Risikofaktor: Metabolisches Syndrom, Diabetes und Insulinresistenz
Bei Frauen mit polyzystischem Ovarialsyndrom wird sehr häufig ein erhöhter Insulinspiegel beobachtet. Oft wird eine Insulinresistenz festgestellt, welche bei bis zu 70% der betroffenen Frauen vorkommen soll.6 Eine Insulinresistenz ist die Vorstufe von Diabetes mellitus.
Bei einer Insulinresistenz und Diabetes kann der Körper den Blutzucker nicht mehr adäquat regulieren. Hintergrund ist eine Resistenz der Körperzellen gegenüber dem Hormon Insulin, welches den Blutzucker in die Körperzellen schleusen soll. Die Folge sind erhöhte Blutzucker- sowie Insulinspiegel, welche die Androgenproduktion in den Eierstöcken anheizen.
Eine Insulinresistenz sowie Diabetes können unabhängig vom Körpergewicht auftreten. Kommt gleichzeitig Übergewicht ins Spiel, verschärft sich die hormonelle Lage oft noch. Mehr als die Hälfte der PCOS-Patientinnen sind übergewichtig,7 was ebenfalls die Hormonproduktion ankurbelt (siehe Östrogendominanz).
Vereinen sich mehrere Risikofaktoren (Übergewicht, Insulinresistenz oder Diabetes, erhöhte Blutfettwerte und Bluthochdruck) wird ein metabolisches Syndrom immer wahrscheinlicher, welches das PCOS anfeuert.
Ursache: Stille Entzündungen
Stille Entzündungen können das Hormonsystem weitreichend negativ beeinflussen. So können sie ebenfalls Ursache des PCO-Syndroms sein. Diese treten in der Regel immer mit einer Insulinresistenz auf.
Allerdings können sie auch unabhängig von einer Insulinresistenz auftreten. Dann liegt die Ursache der stillen Entzündungen oft in einem “kranken” Darm. Häufig sehe ich Dysbiosen (Bakterienfehlbesiedlung), Leaky Gut (löchriger Darm) und Nahrungsmittelunverträglichkeiten. Dann werden insbesondere folgende Lebensmittel schlechter vertragen:
- Glutenhaltige Getreide
- Milchprodukte (oft auch nur Kuhmilchprodukte)
- Eier
- individuell sind auch andere Lebensmittel denkbar.
Stille Entzündung, welche zu PCOS führen können, können jedoch noch andere Ursachen haben. So können diese bereits im Mund entstehen, wenn das Kiefergewebe nach einer Weisheitszahn-OP nicht richtig verheilt ist, oder sich Unverträglichkeiten gegenüber Materialien entwickeln, die im Mundbereich eingesetzt wurden.
Erhöhter Östrogenspiegel (Östrogendominanz)
Die meisten Frauen mit PCO-Syndrom leiden gleichzeitig unter einer Östrogendominanz. Diese wird durch Stress, aber auch Übergewicht begünstigt. Unser Fettgewebe ist eine Produktionsstätte von Hormonen.
Auf der anderen Seite wird die Fetteinlagerung (an Hüften, Oberschenkeln und Armen) durch erhöhte Östrogenspiegel noch angetrieben. Ein wahrer Teufelskreis, denn Übergewicht wird die Hormonproduktion von Östrogen und Androgenen vermehrt anregen.
Aus diesem Grund wird eine Gewichtsreduktion oft als wichtige Instanz der PCOS-Behandlung angepriesen. Diese stellt sich in den meisten Fällen jedoch ganz automatisch ein, wenn die Stoffwechsellage verbessert und der Fokus auf die hormonelle Regulation gelegt wird.
Ein gesunder Körper wird automatisch Gewicht verlieren. Eine krasse Diät hingegen wird dir vermutlich mehr nur den Jo-Jo-Effekt bescheren und noch mehr Hormonchaos.
Risikofaktor: Zu viel Stress
Auch unsere Nebennieren produzieren einige männliche Hormone. Die Nebennieren sind unsere Stressdrüsen, die unter anderem auch das Stresshormon Cortisol ausschütten. Frauen mit PCO-Syndrom leiden häufig unter einer niedrigen Stressresistenz – sie können mit Stress weniger gut umgehen.8
Die Produktion von Cortisol unter Stress verhindert auf der einen Seite, dass das weibliche Geschlechtshormon Progesteron ausreichend produziert werden kann und fördert auf der anderen Seite die Ausschüttung von männlichen Hormonen aus der Nebenniere.
PCOS aufgrund der Pille (Post-Pill-PCOS)
In einigen Fällen kann es nach Absetzen der Pille zum PCO-Syndrom kommen. Oft kann man eine Frau diesem Typus zuordnen, wenn vor Einnahme der Pille absolut keine PCOS-typischen Symptome vorlagen.
In diesem Fall ist der weibliche Körper nach Absetzen der Pille etwas überfordert und schießt mit der Produktion von männlichen Hormonen über. Das kann von der Art der Pille und von der Einnahmedauer abhängen.
6. Behandlung
Das PCO-Syndrom gilt als nicht heilbar, lässt sich aber doch sehr gut in den Griff bekommen. Hier gibt es unterschiedliche Ansätze der Schul- und Alternativmedizin, welche jedoch auch Hand in Hand gehen können und sich gut ergänzen.
Schulmedizinische Methoden
Die schulmedizinische Therapie des PCO-Syndroms schaut sich meistens an, an welchem Punkt eine Frau in ihrem Leben steht. Das bedeutet: Gibt es einen aktuellen Kinderwunsch oder nicht?
Generell gibt es folgende Therapiemöglichkeiten:
- Pille mit antiandrogenen Effekt
- Metformin (insbesondere bei Insulinresistenz oder Diabetes)
- Stimulation der Eierstöcke (z.B. mit Clomifen)
- Laserdrilling
- Ernährungsberatung (mit dem Fokus der Gewichtsreduktion)
Ohne akuten Kinderwunsch
Hat eine Patientin derzeit keinen akuten Kinderwunsch, wird oft die Therapie mit der Pille vorgeschlagen. Meist wird hier eine Pille mit antiandrogenem Effekt gewählt, welche sich positiv auf die Bildung von männlichen Geschlechtshormonen auswirkt und so die PCOS-Symptome abmildert.9 Auch soll so das Risiko für ein Endometriumkarzinom verringert werden10, welchem sich manche Patientinnen ausgesetzt sehen.
Ebenso kann man PCOS behandeln, indem man das Medikament Metformin einsetzt. Studien zeigen, dass sich eine Einnahme des Medikaments positiv auf das PCO-Syndrom und den Menstruationszyklus auswirken kann.11
Bei Kinderwunsch
Bei einem Kinderwunsch wird die Ärztin ggf. eine andere Form der Therapie wählen bzw. die Patientin in eine Kinderwunschklinik überweisen.
Neben einem Fokus auf einen gesünderen Lebensstil und ggf. einer Gewichtsabnahme, setzt man hier auf den Einsatz von Medikamenten und Hormonen, um die Eierstöcke zu stimulieren und so einen Eisprung auszulösen. Mit dieser Therapie möchte man die Chance auf eine Schwangeschaft erhöhen.
Auch Metformin bei einem Kinderwunsch kann Sinn machen, da nachgewiesen werden konnte, dass unter Einnahme die Eisprung- und Schwangerschaftsraten erhöht werden konnten.12 Allerdings gibt es hier auch bessere und natürliche Alternativen, wie z.B. Inositol.
Eine operative Behandlung namens Laserdrilling kann einer Patientin ebenfalls von ihrer Ärztin empfohlen werden. Allerdings meist erst dann, wenn andere Therapien keine Erfolge zeigen. 13
Natürliche Behandlung
Es ist durchaus möglich, das PCO-Syndrom ganz natürlich und ohne Pille in den Griff zu bekommen und die Symptome stark zu mildern oder sogar ganz verschwinden zu lassen.
Für viele Frauen mit polyzystischem Ovarialsyndrom wird das Hauptaugenmerk auf einer Regulierung des Blutzuckerspiegels14 liegen. Insbesondere – aber nicht nur – dann, wenn eine Insulinresistenz als Ursache des PCO-Syndroms festgestellt wurde.
Anstatt der Pille oder dem Zuckermedikament Metformin können geeignete Nahrungsergänzungsmittel in der Behandlung von PCOS unterstützen. Dazu gehört vor allem das bei PCOS am meisten untersuchte Supplement Inositol.
Die Einnahme von Inositol kann nachweislich den Blutzucker- und Insulinstoffwechsel positiv beeinflussen, die Eizellqualität verbessern und männliche Hormone senken.15 Und das mindestens genauso gut, wie Metformin.16
Noch mehr hilfreiche Nahrungsergänzungsmittel habe ich dir in meinem Artikel “PCOS natürlich behandeln” zusammengetragen.
Ebenfalls ist es bei einer natürlichen Therapie des PCO-Syndrom wichtig, dass sich der Lebensstil kritisch angeschaut wird. Neben der bereits oben genannten Regulierung des Blutzuckerspiegels, gilt es bei der Ernährung für einige PCOSlerinnen noch weitere Dinge zu beachten.
Eine anti-entzündliche Ernährung mit eventueller Reduzierung von Milchprodukten und Gluten kann ebenfalls hilfreich sein, um die Hormone zu regulieren.
Aber auch Themen wie Stressreduktion und Verbesserung des Schlafs dürfen bei der natürlichen PCOS-Behandlung nicht außer Acht gelassen werden.
7. PCOS, Kinderwunsch und Schwangerschaft
Wenn eine Frau mit PCOS diagnostiziert wird, fallen schnell die Worte Unfruchtbarkeit oder, dass eine natürliche Schwangeschaft nicht möglich sei.
Auch mir wurde dies damals, wie so vielen anderen Frauen heute noch, gesagt. Die Wahrheit ist jedoch:
Eine natürliche Schwangeschaft trotz PCOS ist möglich!
Ich durfte schon viele Frauen auf ihrem Weg zum Kinderwunsch begleiten und habe somit über 100te Schwangerschaften trotz PCOS-Diagnose miterlebt. Dabei gilt: Sobald Du Eisprünge hast, besteht auch die Chance, dass Du schwanger werden kannst.
Dafür ist nicht immer eine Behandlung in der Kinderwunschklinik notwendig.
Kinderwunsch trotz PCOS erfüllen
Das bedeutet, dass selbst Frauen mit unregelmäßigen und langen Zyklen natürlich schwanger werden können. Die Schwierigkeit beim polyzystischen Ovarialsyndrom besteht jedoch oft darin, den Zeitpunkt des Eisprungs nicht zu verpassen. Dies ist die größte Herausforderung im Kinderwunsch mit dem PCO-Syndrom, da sich der Eisprung oft verspätet und schwer vorherzusagen ist.
Hierbei können jedoch intelligente Zyklustracker helfen. Meine Zyklustracker-Empfehlung bei PCOS mit unregelmäßigen und langen Menstruationszyklen ist OvulaRing, da dieser eine genaue Zyklusdiagnostik inklusive Prognose Deines Eisprungs verwirklichen kann. Lies hier meinen OvulaRing Erfahrungsbericht.
Damit das natürliche Schwangerwerden besser klappt, sollte einerseits die Eizellqualität durch Ernährung, Stressreduktion und entsprechende Nahrungsergänzungsmittel verbessert werden. Andererseits ist es wichtig, dass die Hormone und somit der Zyklus entsprechend reguliert werden, damit ein Eisprung wahrscheinlicher wird. Hier führt eine Behandlung des Blutzucker- und Insulinspiegels oft schon zum gewünschten Ergebnis.
Kinderwunschbehandlung – Diese Möglichkeiten bietet die Schulmedizin
Sollte es auf natürlichem Wege nicht klappen, weil der Eisprung beispielsweise komplett ausbleibt, stehen in der Schulmedizin verschiedene Möglichkeiten zur Verfügung:
Eine hormonelle Stimulation mit Clomifen und Letrozol steht hier an erster Stelle.
Clomifen gilt als Standardtherapie bei Unfruchtbarkeit. Jedoch ist es nicht immer unbedingt die beste Wahl beim Kinderwunsch mit PCOS. Frauen mit einem erhöhten BMI und längeren Zyklen sprechen häufig schlechter auf eine Therapie mit Clomifen an.17
Eine Kinderwunsch-Behandlung mit Letrozol erweist sich laut Studien bei PCOS als wirkungsvoller18 und scheint weniger Nebenwirkungen zu kreieren.19
Sollte mehrere Stimulationszyklen nicht zu einer Schwangerschaft führen, gibt es in der Kinderwunschklinik noch die Optionen der Insemination oder der In-vitro-Fertilisation (IVF).
8. Häufig gestellte Fragen zum PCO-Syndrom
Ist PCOS vererbbar?
Das PCO-Syndrom tritt familiär gehäuft auf. Deshalb geht man von einer genetischen Komponente dieser Hormonstörung aus. Dennoch können wir unsere Gene und den Ausbruch bestimmter Krankheiten mit unserem Lebensstil beeinflussen – das nennt man Epigenetik. Das bedeutet, dass eine Krankheit nicht ausbrechen muss, auch wenn wir das Gen dafür in uns tragen. Genauso können wir eine vorhandene Störung durch Lebensstilveränderungen positiv beeinflussen.
Kann man diese Hormonstörung wirklich besiegen?
Da das PCO-Syndrom größtenteils genetisch bedingt ist, können wir das PCO-Syndrom managen. Durch die richtige Ernährung, Minimierung von Hormondisruptoren (z.B. in Plastik und Kosmetik) in unserer Umwelt und Stressbewältigung können wir symptomfrei mit dieser Störung leben. Anders ist es, wenn PCOS durch die Pille ausgelöst wird. Hier liegt kein PCOS im klassischen Sinne vor, und kann deshalb nach einer gewissen Zeit nach Absetzen der Pille wieder verschwinden.
Können die Zysten an den Eierstöcken nach der Lebensstilveränderung wieder verschwinden?
Die kurze Antwort lautet: Ja! Die Zysten können sich von allein zurückbilden, wenn PCOS ganzheitlich therapiert wird. Bei vielen meiner Coaching-Kundinnen, und auch bei mir, war das möglich. Es gibt jedoch auch immer Ausnahmen, die mit der behandelnden Ärztin besprochen werden sollten.
Übrigens haben bis zu 25% der gesunden Frauen ab und an mal diese funktionellen Zysten an den Eierstöcken.
Mehr häufige Fragen zum PCO-Syndrom findest du in den FAQ.
1https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/27238627/
2https://academic.oup.com/humrep/article/36/4/1108/6120666
4https://www.aerzteblatt.de/archiv/219598/Polyzystisches-Ovar-Syndrom-Der-Dieb-der-Weiblichkeit
5https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/30785992/
6https://link.springer.com/article/10.1007/s15034-019-1482-x
7https://www.netdoktor.de/krankheiten/pco-syndrom/#ursachen-und-risikofaktoren
9https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC5774551/
10https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/33853290/
11https://atm.amegroups.com/article/view/3899/4952
12https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/28865539/
13https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC4505069/
14https://health.clevelandclinic.org/polycystic-ovary-syndrome-pill-not-remedy/
15https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC5097808/
17https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/31576079/
1 Kommentar
Sehr sehr informativer Beitrag.
Nachdem ich die Pille abgesetzt hatte, hatte ich 6-8 Monate später im Ultraschall sichtbare Bläschen/Zysten an den Eierstöcken. Jedoch nicht wie eine Perlenkette angefordert. Ich hatte leicht zu hohe männliche Hormone. Direkt Diagnose PCO. Dann 3 Monate Später waren keine Zysten/Bläschen mehr auf dem Ultraschall zu sehen. Hormone unverändert.
Können diese Zysten einfach nur ein Zeichen für ein nicht stattgefundenen Eisprung nach dem absetzen der Pille sein? Und hat nicht jede Frau diese eibbläschen während der ersten zyklushälfte? Ist es bei mir dann nicht eher wahrscheinlich, dass in den 3 Monaten ein Eisprung stattgefunden hat und die nicht herangereiften Eibbläschen resorbiert worden sind?
Mittlerweile habe ich jeden Monat einen Eisprung, wenn auch noch zwischendurch etwas verzögert. Kann es sein, dass mein Zyklus sich gerade einfach noch stabilisieren muss und diese Zysten gar nichts mit PCO zu tun hatten? Weil sie ja auch beim 2. Ultraschall weg waren.